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Dienstag, 12. November 2019

Die vier Ohren ("extended Version")


Diese Übung ist in meinen Einführungen eigentlich die zentrale Übung. Hier lernen die TeilnehmerInnen zum ersten Mal die Giraffensprache kennen und mehr noch: sie erfahren die Wirkung am eigenen Leibe. Sie üben das Übersetzen und kommen in Kontakt mit ihren eigenen Bedürfnissen und denen des Gegenübers.
Darüber hinaus ist es eine Übung, die allen für sich und der Gruppe als ganzes gut tut: Alle haben teil an dem Konflikt der "arbeitenden" Person und tragen durch ihre Aufmerksamkeit und ihr Mitgefühl zu dem Prozess bei..

Struktur:

Wir brauchen 6 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, außerdem eine Reihe von vier Stühlen und einen Stuhl, der dieser Reihe gegenübersteht. Vor den vier Stühlen, die in der Reihe stehen, liegen auf dem Boden von links nach rechts Karten, die das jeweilige Ohr, das gerade dran ist, bezeichnen.






Außerdem ist es hilfreich und unterhaltsam, die Wolfs- und Giraffenohren zum Aufsetzen dabei zuhaben. 

Ablauf:

Vier TeilnehmerInnen setzen sich auf die Stühle der vier Ohren. Eine Person liefert die Situation. Sie schreibt den zentralen Satz, der sie in dieser Situation getriggert hat, auf eine Moderationskarte und dazu die Person (Name, Funktion: Bruder, Mutter, Kollege, Freund…), die ihn gesagt hat.
Diese Karte gibt sie einer anderen Teilnehmerin, die auf dem einzelnen Stuhl gegenüber der Reihe steht und stellt sich selbst hinter den Stuhl links in der Reihe, vor dem die Karte: "Wolf außen" liegt.
Bevor es losgeht, wird geklärt, was der Satz ist und wer die Person ist, die ihn sagt.
Dann sagt die Teilnehmerin, die die Karte in der Hand hat, den Satz, und die Person, die auf dem Stuhl links (Wolf außen) sitzt, antwortet an Stelle der Fallgeberin entsprechend.
Als Anleiter sitze ich mit im Setting und frage nach, ob die Fallgeberin diese Wolfsgedanken kennt, oder vielleicht auch noch andere hat.
Wenn sie mit dem Wolf außen zufrieden ist, geht sie weiter zum Stuhl vom "Wolf innen". Wieder sagt die Person, die die Karte in der Hand hat, den Satz und wieder antwortet die Teilnehmerin, die auf dem Stuhl vor ihr sitzt, an ihrer Stelle, und wieder checke ich, ob die geäu0erten Gedanken für sie eine Bedeutung haben. Wenn alle Gedanken auf dem Tisch sind, wechselt die Fallgeberin zur "Giraffe innen".
Wieder fällt der Satz und dieses Mal antwortet die Person, die auf dem Stuhl "Giraffe innen" sitzt, an ihrer Stelle, und zwar wirklich mit Gefühlen und Bedürfnissen. Hier finde ich es wichtig, sich mehr Zeit zu nehmen, um der inneren Giraffe wirklich auf die Spur zu kommen und zu erfahren, wie Empathie mir selbst gegenüber wirkt und sich anfühlt.
Wenn die Selbsteinfühlung mit meiner Unterstützung und der der Gruppe funktioniert hat, kommt der letzte Wechsel zur "Giraffe außen".
Wieder fällt der Satz, wieder antwortet die Person, die auf dem entsprechenden Stuhl sitzt. Hier lasse ich meist eine Reaktion der Person, die den Satz sagt, zu, und auch noch eine weitere Antwort derjenigen, die auf dem Stuhl der "Giraffe außen" sitzt. Hier können die Teilnehmerinnen erfahren, wie Empathie beim anderen ankommt und erleben oft überraschende Momente, wenn sie auf diese Weise herausfinden, welche Bedürfnisse die andere beteiligte Person hat oder zumindest haben könnte.
Die Übung ist recht komplex im Setting, in der Durchführung dann aber recht einfach. Für mich als Trainer ist es hilfreich, sie gut zu kennen, damit ich eine gute Balance zwischen Einfühlung und Praxis, zwischen "echtem Anliegen" und Üben, hinbekommen. Ich füge sie ein, nachdem ich Beobachtung, Gefühl und Bedürfnis vorgestellt habe. So macht sie auf wunderbare Weise das Vorherige "rund" und liefert, während sie die "Technik" übt und veranschaulicht, oft auch überraschende und berührende innere Einsichten und Erkenntnisse.
Wenn die Person, die die Situation beigesteuert hat, alle vier Ohren durchlaufen hat, rotieren alle Beteiligte im Uhrzeigersinn einen Platz weiter. 
Wenn die Teilnehmerzahl größer als sechs ist, können wir links oder rechts von dem Stuhl der Person, die den Satz immer wieder einwirft, noch ein oder zwei Beobachterstühle einfügen. die mit in die Rotation einbezogen werden.

Sonntag, 10. November 2019

Feindbildprozess


Feindbildprozess



Feindbildprozess zu dritt


Das „Feindbild“ ist ein schönes oder hässliches Bild, das ich von einer anderen Person in meinem Kopf habe, und das mich davon abhält, mit ihr oder ihm in eine empathische Verbindung zu gehen.

Es ist die Gesamtheit der Gedanken und Urteile, die ich über die andere Person habe. Im Ergebnis führt das dazu, dass Ich nicht die andere Person sehe, wenn ich ihr gegenüberstehe, sondern das Bild, das ich von ihr in meinem Kopf habe. Ich unterhalte mich irgendwie mit mir selbst und nicht mit der anderen Person. Die Beiträge, die die andere Person in der Kommunikation leistet, werden für mich sozusagen von meinem Bild gemacht und nicht von der anderen Person und von mir dann auch so bewertet.

Dieses Bild kann negativ, aber durchaus auch positiv besetzt sein. „Er hat einen schlechten Charakter“, „Sie wird sich nie verändern“, und auch „Sie ist so wortgesandt und kann sich viel besser ausdrücken als ich“ – das sind Beispiele für Urteile, durch die sich ein Feindbild ausdrückt und die mich von der wirklichen Person trennen.

Damit ich mit dieser Person in einen aufrichtigen und wertschätzenden Kontakt gelangen kann, ist es förderlich, vorher das Bild, das ich mir von ihr mache, zu verändern. Das tue ich mit diesem „Feindbildprozess“.





A gibt den Fall: sie hat eine Person, gegenüber der sie bewertende Gedanken hat – negativ oder positiv, und die sie von der anderen Person trennen.
B begleitet A in diesem Prozess
C unterstützt: sie hält den Raum und kann einspringen, wenn A oder B „steckenbleiben“

So funktioniert’s:

1.     B schlüpft in die Rolle des abwesenden „Feindes“ und gibt A aus ihr heraus Einfühlung. Sie lässt A alle Gedanken, alle Bewertungen sagen, die sie über diese Person hat und findet die Bedürfnisse heraus, die zu diesen Urteilen führen. Um dahin zu kommen, kann es hilfreich sein, die Beobachtungen zu benennen, die mit diesen Urteilen verknüpft sind, die Gefühle zu erspüren, die mit ihnen einhergehen und so zu den unerfüllten Bedürfnissen zu kommen, die sich in den Urteilen verstecken.
Das geht solange, bis A fertig ist und nichts mehr zu sagen hat. Das heißt, dass alle Feindbilder über die andere Person in Bedürfnisse umgewandelt sind und A in Frieden mit der anderen Person ist und neugierig wird, verstehen will, was B bewegt.

2.    A und B tauschen ihre Rollen. B wird A und gibt aus dieser Position heraus A, die jetzt ja in der Rolle ihres „Feindes“ ist, Einfühlung. Als ihr eigenes Feindbild sagt A hier alle Dinge, von denen sie/er glaubt, dass diese Person sie über sie/ihn denkt. Sie reagiert auf das, was sie vorher sich selbst hat sagen hören. Sie kann auch sagen, was sie denkt, dass ihr „Feind“ anderen über sie erzählen würde. Auch das geht, bis A in der Rolle ihres „Feindes“ Entspannung verspürt und zurückwechseln kann. 

3.    A und B tauschen wieder ihre Plätze: A wird wieder sie selbst. 
Wenn sie eine Veränderung spürt und entspannt ist, ist der Prozess zu Ende. Wenn nicht, ist ein weiterer Durchgang hilfreich.

Wenn der Prozess zu Ende ist, ist die Aufgabe von B und C,  A darin zu unterstützen, über den Prozess zu reflektieren. Das geht zum Beispiel mit Fragen wie:
„Wie war das für Dich?“
„Wie geht es Dir jetzt?“
„Fühlst Du Dich jetzt anders als am Beginn dieses Prozesses?“
„Was hast Du durch diesen Prozess gelernt?“

4. Und wenn A an dem Punkt ist, können B und C jetzt A dabei unterstützen, eine Bitte für sich zu finden, die ausdrückt, wie sie jetzt weiter mit dieser Situation umgehen möchte.